100 Tage später: Die Winterreise nach Skandinavien

Hier ist die versprochene Winterreise. Stefan und Roman fahren in neun Tagen quer durch Skandinavien bis über den Polarkreis. 58 Stunden in elf verschiedenen Zügen. Viele alte Bekannte wiedertreffen. Schnee und Eis, die ganze Zeit aus dem Fenster glotzen:

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Zurück in Europa

Wir sind wieder in Basel und Berlin angekommen. Viel zu schnell ging der Flug im Vergleich zur Hinreise, die 10 mal länger dauerte. Die Fahrt im 1.-Klasse-Abteil ICE von Hamburg nach Berlin war so ziemlich das absolute Gegenteil von den russischen Schlafwagenabteilen in der sibirischen Landschaft.  Das hatte ich aber auch ganz bewußt so kontrastreich gebucht. Ich saß allein auf dem Ledersessel und konnte auf die saftige brandenburgische Herbstlandschaft glotzen, die mit 200 Sachen an mir vorbeiraste. Lustig wars, weil ich das Gefühl hatte, endlich mal in Ruhe aus dem Fenster gucken zu können. Ich bin total zufrieden, wie die Reise gelaufen ist. Jederzeit würde ich es genauso wieder machen. Schön ist es, wieder hier zu sein.

Es hat viel Spaß gemacht, diesen Blog zu füllen. Täglich verfolgten bis zu 55 Leute unsere Reise. Die vielen Blogkommentare schwirrten per iPhone ins Zugabteil und wurden angenehmer Reisebegleiter.

Jetzt bin ich wieder im Büro und leere allmählich meine Mailbox. Alles ist noch ein wenig fremd. Ich freue mich jetzt erstmal auf eine schöne Zeit in Berlin.

In Peking hatten Stefan und ich eine Idee für eine spannende Winterreise :)
Hier ein kleines Video unserer Reise:

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Peking zum Runterkommen? Unfug!

Unsere Reise konzentrierte sich stets auf Russland und Nordkorea. Für Peking haben wir keinerlei Vorbereitung getroffen. Lediglich ein halbwegs ordentliches Hotel in guter Lage habe ich gebucht. Wie wir vom Flughafen dort hin kommen? Keine Ahnung. Irgendwie schlagen wir uns schon durch. Das klappt mit Airportbus und Taxi auch ganz gut. Wie teuer ist eigentlich China? Im McDonalds am Bahnhof nachgucken! Der Preis für einen Hamburger ist weltweite Messlatte für die örtlichen Gegebenheiten, und China ist günstig.

Das Hotel entpuppt sich als Vier-Sterne-Palais in Universitätsnähe. Für die kommenden drei Nächte haben wir eine imposante Trockenzelle mit hübsch gefliester Naßzelle. Es gibt allen Schnickschnack. Das Bild von drei Eulen direkt überm Designerklo, das ist echt cool. Super Kontrast zu Nordkorea, so hatte ich mir das auch gewünschrt. Das inkludierte Frühstück reicht für den ganzen Tag, und es gibt endlich wieder – Milchprodukte! In Nordkorea hatten wir sowas eigentlich nie, und ich merke allmählich Entzug. Kein Quatsch!

Nach kurzem Ausschlafen gehen wir in die Stadt. Die Chinesen haben eine für uns völlig unverständliche Sprache. Bei Koreanisch erkennt man ja noch einzelne Wortbestandteile, da paßt alles in ein nachvollziehbares Raster – aber hier sind wir ruckzuck hilflos und können nur noch Bildchen vergleichen, um uns zu orientieren. Die Metro ist gottseidank romanisch beschriftet, das größte Problem sind die niedrigen Einstiegstüren, an denen ich mir gern den Kopf stoße.

Peking ist wirklich anstrengend. Ich sehne mich manchmal zurück in die nordkoreanische innerstädtische Ruhe. Hielt ich Moskau für laut? Ach! Die A1 hinter Hamburg wirkt wie eine verkehrsberuhigte Spielstraße im Vergleich zu den innerstädtischen Expressways in dieser 15-Millionen-Metropole. Fünf mal Berlin nebeneinander. Überall Autos, und der verbleibende Freiraum wird großzügig aufgefüllt mit elektrischen Fahrrädern. Die sind schnell und fast lautlos; wer Nordkorea für gefährlich hält, sollte mal in Peking eine Straße überqueren. Sie flitzen quer und diagonal an einem vorbei.

Stefan kontaktiert Robert, einen ehemaligen Schulkameraden. Durch Zufall wohnt er neben dem Hotel. Er studiert hier seit zwei Jahren und zeigt uns viele viele viele Seiten der Stadt. Er kann chinesisch, das ist natürlich hervorragend für uns. Außerdem krame ich einen Kontakt aus, den Patrick organisiert hat. Zwei chinesische Mädels zeigen uns buddhistische Tempel und ihre Lieblingsorte in der Stadt.

Am zweiten Tag flitze ich mit Robert zu Mao. Zu Lenin hatte ich es ja leider in Moskau nicht geschafft. Im Mausoleen-Vergleich verliert Mao um Längen gegen Kim Il-Sung. Bei letzterem haben die Betreiber es geschafft, eine gewaltige Stimmung in den Laden zu bringen. Ohne Hemd kommt da keiner rein. Der Einlass dauert so lange wie am Flughafen und ist fast genauso gut abgesichert. Der Raum, in dem der Leichnam aufgebahrt ist, muss durch eine Reinraum-Luftschleuse betreten werden – wow! Es folgen drei obligatorische Verbeugungen. Im Hintergrund sorgt monumentale Musik die nötige Ehrfurcht vor dem ewigen Präsidenten. Sowas bleibt hängen. Und Mao? Tausende chinesische Touristen stehen eine halbe Stunde an und drängeln sich schließlich in 20 Sekunden am Leichnam vorbei, wer zu lange stehen bleibt, wird von Ordnern zurechtgewiesen, danach wieder die Tasche abholen und weiter zum nächsten Programmpunkt. Von Ehrfurcht keine Spur.

Es fällt mir schwer, mich auf Peking einzulassen. Stefan trifft den den Nagel auf den Kopf: „Erschöpft von den Eindrücken“. Die Stadt rauscht an uns vorbei, China ist ganz anders als Nordkorea. Nach Wochen mit Soljanka und Kimchi und Sojasprossen und Tofu sehne ich mich nach einer konservativen Pizza. Es wird Zeit zum Ausruhen. Ich muss mich manchmal bewusst daran erinnern, in welcher Stadt wir eigentlich sind. Allerdings vergesse ich auch schon seit langem, welcher Wochentag gerade ist, manchmal sogar den Monat. Das ist ein klasse Gefühl und ein massiver Gewinn an Freiheit – endlich mal richtig raus sein. Das war das Ziel. Haben wir geschafft. Den Alltag haben wir schon lange hinter uns gelassen. Und in zwei Tagen geht’s wieder an die Stanze.

Stefan hat es gesundheitlich etwas geplättet. Gestern lag er im Bett und hatte sowas wie Fieber, au weia, dachte ich mir. Inzwischen geht es ihm wieder besser. Am Flughafen werden alle Passagiere auf Fieber kontrolliert, mit großen Wärmebildkameras im Vorbeilaufen. Ich habe Geschichten gehört, dass sogar bei der Einreise direkt nach der Landung im Flugzeug gemessen wird – wer Fieber hat, kann gleich sitzen bleiben.

Ich suche uns im Randbezirk von Peking ein Hotel, das Sauna und Dampfbad und Swimmingpool und Massage anbietet. Komplizierte Anreise mit Metro und unwilligen Taxifahrern, aber dann:  Traditionelle Chinesische Massage! Meine Güte, ich hatte ja keine Ahnung! Famos entspannt fahren wir abschließend zum Flughafen.

Letzter Programmpunkt für die Reise: Flug im A380 nach Dubai. Ein Riesenapparat, wogegen andere Langstreckenmaschinen klein aussehen. Start und Landung fühlen sich an die Volvofahren, man kriegt überhaupt nichts von der Straße mit und schwimmt träge die Startbahn entlang. Wir haben Sonderplätze mit Beinfreiheit, für mich ein unendlich wichtiger Aspekt. Jeder hat einen eigenen 15-Zoll-Touchscreen mit unzähligen Film-Musik-Nachrichten-Anwendungen sowie USB-Port zum Bildergucken und E-Mail-Client. Aber viele Funktionen sind blöd programmiert, hängen sich auf und haben ein grauenhaftes User Interface. Am besten finde ich noch den großflächig illuminierten LED-Sternenhimmel an der Kabinendecke während des Nachtflugs. Irgendwo muß das Geld ja bleiben.

In Dubai trennen sich unsere Wege. Stefan fliegt weiter nach Zürich, und ich nach Hamburg. Dann hat jeder seine 15 Flugstunden komplett. Um 16:06 Uhr beginnt dann für mich endlich die letzte Zugfahrt – zum Berliner Hauptbahnhof.

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Letzter Programmpunkt: Im A380 nach Dubai

Wir sind langsam am Ende unserer Reise angekommen. Wir fliegen die Nacht hindurch nach Dubai. Da freue ich mich seit Wochen drauf, denn wir haben die Gelegenheit, im neuen Airbus A380 zu fliegen.

In Dubai spekuliere ich auf kostenloses W-Lan, sodass ich den Aufenthalt nutzen kann, um meine fertigformulierten Gedanken zu Peking zu posten. Offline-Urlaub, haha.

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Am vorletzten Tag in Nordkorea

Diese Aufzeichnungen machte ich am vorletzten Nordkorea-Tag. Ich komme erst heute dazu, drüberzulesen und es online zu stellen. Kleine Schreibfehler seien mir in Anbetracht unserer Umstände verziehen.

Während unserer Reise wurde uns bewußt, wie schwer es ist, sich ein reales Bild vom Land zu machen. Zu Hause unterliegen wir den westlichen Journalisten, die zum großen Teil undifferenziert berichten. Die meisten Artikel sind stets sensationskreischend, diffamieren die Nordkoreaner und basieren auf Gerüchten und Spekulationen. Journalisten erhalten hier kein Visum. Der letzte Artikel, den ich las, trug die allessagende Überschrift “ Nordkorea, das brandgefährliche Absurdistan“.

Private Reiseberichte, die wir vorher lasen, schaffen meist den Perspektivwechsel nicht. Da ist so viel Quatsch dabei, es wird unreflektiert interpretiert und gemunkelt.

Hier in Nordkorea müssen wir erneut in die Medienkompetenztrickkiste greifen. Wir sind mittendrin im Propaganda-Pingpong.


Hinter uns liegen vier intensive Tage in Nordkorea. Für jeden ausländischen Besucher gibt es ein festes Programm mit einem guten Dutzend Punkte, welches er mit seinen beiden Führern absolviert. Meist beginnen die Tagestouren um 8 Uhr und enden gegen 18 Uhr.

Unsere Führerinnen sind 24 und 28 Jahre alt. Erstere sollen wir Mrs Kim nennen, sie kann relativ gutes Deutsch und ist seit einigen Jahren Guide für Ausländer. Sie hat vier Jahre Deutsch studiert und macht einen verhältnismäßig klaren Eindruck. Ich habe das Gefühl, dass Sie nicht so umfassend von der Ideologie vereinnahmt ist, wie ich es von anderen Führern gelesen habe. Manchmal wirkt sie traurig. Das kann auch daran liegen, dass sie nicht ihren Traumjob hat. Nach der Ausbildung konnte sie drei Berufswünsche äußern, auf Platz 1 stand „Dolmetscher“. Doch ihr wurde der Reiseführungsjob zugewiesen. Mrs Kim spricht neutral vom Genossen Kim Jong-Il und dessen Leistungen. Sie redet nur im notwendigen Maße über die Führer und deren selbstlosen, gütigen und aufopferungsvollen Taten.
Unser Fahrer ist Anfang 30 spricht keine unserer Sprachen. Wir sehen ihn meist nur im Rückspiegel. Die zweite Führerin, deren Name ich nicht kenne, spricht nur englisch, aber wir reden nie mit ihr. Das ist wohl generelles Prinzip: Einer redet, der andere schweigt und läuft mit. Oft telefonieren sie mit ihren Handys und klären weitere Programmpunkte ab. Selbst in den entlegensten Gebieten haben sie Empfang. Das erstaunt uns.

Unsere drei Aufpasser sitzen mit uns gemeinsam verteilt im Tourbus, der ohne weiteres zwanzig Personen fassen würde. Er wird für die Tage neben dem Hotelzimmer unsere zweite Heimat. Wir laufen nie durch die Stadt, alles wird mit dem Bus befahren. Wir inmitten dem koreanischen Volk, das scheint das schlimmste zu sein, was passieren kann. Stefan bemüht sich, ein wenig die koreanische Sprache zu erlernen. Untereinander reden sie wenig miteinander. Für sie muss es in jedem Falle ein ungeheures Privileg sein, so frei mit Ausländern umgehen zu dürfen.

Auf einer langen Autobahnfahrt liest der Schweizer im „Nordkorea-Handbuch“. Die Einfuhr des Buches wird wie jede westliche Lektüre, die Nordkorea thematisiert, als „imperialistische Propaganda“ verboten. Der Staat unternimmt ungemein viel, um das Land von ausländischen Informationen abzuschotten. Durch Zufall gerät Mrs Kim das Buch während der Fahrt in die Hände. Die beiden anderen Koreaner sitzen zwei Reihen weiter vorn. Sie blättert sehr neugierig in dieser deutschen Reflektion ihres Heimatlandes. Nach wenigen Minuten dreht der Fahrer an seinem Innenspiegel und rückt sie in sein Sichtfeld. Unverzüglich gibt sie das Buch an den Schweizer zurück und bedankt sich höflich.

Unsere Kontakte mit Nordkoreanern sind gering. Im Hotel treffen wir fast immer auf Mitarbeiter im Doppelpack – das fällt mir erst jetzt nach ein paar Tagen auf. Unsere Wasserflaschen wurden von zwei Mitarbeiterinnen gebracht, die vergessenen Handtücher ebenfalls. Die meisten sprechen dabei ziemlich schlecht englisch. Im Restaurant schaffe ich es einmal sogar nicht, eine Flasche Wasser zu bestellen. Dahinter verbirgt sich vielleicht das Kalkül, genug Distanz zwischen Volk und Gast zu lassen.

Auf der Straße ist es kaum möglich, Kontakt zu Bürgern zu erhaschen. Immer wieder stoße ich auf das eigenartige Verhalten, dass Koreaner mich ansehen und plötzlich in eine andere Richtung sehen, obwohl es dort nichts Spannenderes gibt. Oft schauen sie dann im letzten Moment, bevor ich aus dem Blickfeld verschwinde, doch noch für eine halbe Sekunde hin. Wenn wir durch die Stadt fahren, kann ich dieses bewußte Ignorieren beliebig oft reproduzieren. Wir halten auf Augenhöhe neben einer randvollen Straßenbahn – Ein Europäer mit Bart, huch, da glotzt man doch hin! Nur sehr wenige schauen wirklich lange zu uns. Kinder öfter: einmal stößt ein Kind ein anderem mit dem Ellenbogen in die Seite, welches daraufhin wegsieht. Nur selten bleibt man im Blickkontakt, winkt oder zwinkert sich zu und bekommt eine Antwort. Woher dieses ganze Verhalten stammt, bleibt mir ein Rätsel. Ist es die sozialisierte Angst vor dem imperialistischen Aggressor, oder der Respekt vor einer Auslandsdelegation?

Am 10. Oktober findet mitten in Pjöngjang die größte Militärparade statt, die das Land je erlebt hat. Zu unserem Erstaunen hält man uns davon weit entfernt, wir umfahren weiträumig die entsprechenden Areale und nutzen den Tag stattdessen für einen Ausflug ins Gebirge. Warum man uns nicht stolz die Parade zeigt, kann ich mir nur damit erklären, dass es den Nordkoreanern schlicht zu intim ist. Abends sehen wir stundenlange Berichte im Staatsfernsehen darüber. Es muss wirklich imposant gewesen sein.

Am Tag der Vorbereitungen braust eine Kolonne schwarzer Mercedes-Limousinen mit Blaulicht an uns vorbei. „Keine Fotos“, werden wir aufgefordert, unser Reisebus soll von der spontan gesperrten Hauptstraße umgeleitet werden. Unser Fahrer versucht energisch zu wenden und windet sich davor, die offizielle Umleitung zu fahren – doch schließlich erlaubt uns die Miliz ausschließlich die Route durch ein weitgestrecktes Hinterhofareal. Auf den vorderen drei Plätzen beginnen die Koreaner zu schwitzen. Abseits der geleckten Fassaden, wo alles tipptopp ist, mit einem Bus voller Westtouristen – am liebsten würden sie wohl Augenbinden verteilen, bis wir wieder raus sind. Minutenlang fahren wir durch Gebiete, die wohl noch nie von Europäern gesehen wurden. Hier ist wirklich deutlich weniger Fassadenfarbe angebracht, wenn überhaupt. Aber es gibt Leben, und wie! Unzählige Menschen, Spielplätze mit lachenden Kindern auf Karussels, Läden in Kellern. Viele gucken uns an wie ein Ufo, und wir ebenso nach draußen. Alles muss für den Moment gemerkt werden, denn der Fahrer fährt ungeheuer rasant, um uns endlich wieder auf die offiziell genehmigten Straßen zu bringen, wie es scheint. Wir haben viel gelernt in diesen 5 Minuten: Endlich mal keine Show, sondern authentisches Leben in einer nordkoreanischen Stadt. Warum man uns sonst diese Eindrücke verwehrt, bleibt uns unklar.

Stefan und der Schweizer haben mitbekommen, dass es einen Freizeitpark gibt. Dieser wurde im April vom geliebten Führer eröffnet und steht mitten in Pjöngjang. Eigentlich sind Abweichungen vom Programm nur schwer möglich, doch die beiden wollen unbedingt Mrs Kim zu einem Besuch überreden. „Niemals“, meine ich noch und wette um zwei Bier, dass die Reiseführung keinesfalls zustimmen wird. Alles wird über ein zentrales nordkoreanisches Reisebüro koordiniert.

Mrs Kim ist nicht sonderlich begeistert von der Idee. Immer wieder verneint sie es, so höflich es ihre konfuzianische Art zuläßt: „Mal sehen“, heißt es am Anfang noch, aber ihr Lächeln zeigt Angst davor, mit uns am Abend in einen Park voller Koreaner zu gehen, mitten im Pulk, alle auf einen Haufen. Doch alle paar Stunden fragt einer unserer Gruppensprecher, wie es denn jetzt eigentlich mit dem Vergnügungspark aussähe. Stets lächelt sie und verzögert die Antwort, bis sie irgendwann meint, dass es möglich sei, aber wir den Eintritt selbst zahlen müssten. Sie sieht es wohl als Totschlagargument, innerlich triumphiert sie gerade, 15 Euro, das macht doch keiner! „Kein Problem“, rufen Stefan und der Schweizer ihr begeistert entgegen! Schachmatt! Sie sieht bestürzt und sorgenvoll zugleich aus, während Sie lächelt und sagt „Wirklich?“ Meine Wette habe ich verloren.

Am Abend fahren wir also wirklich zum Vergnügungspark. Es ist schon dunkel. Im Gegensatz zu den anderen Sehenswürdigkeiten scheint man hier nicht routiniert im Umgang mit Auslandsbesuch zu sein. Vielleicht gehören wir zu den ersten Versuchskaninchen, die zeigen sollen, ob sich der Park gut für Repräsentationsbesuche eignet.

Das Publikum gehört zur Upper Class. Wir sehen hier nicht den Otto-Normalnordkoreaner, der auf dem Land arbeitet, zu Fuß zum Feld geht und im Winter hungert. Der Zuzug nach Pjöngjang wird staatlich geregelt und wird nur Bürgern zuteil, die es sich verdient haben. Wer hier wohnt und sich vergnügt, gehört dazu.

Tausende Nordkoreaner stehen in ordentlichen geformten Blöcken mit einer Kantenlänge von 5 x 30 Menschen auf dem Parkplatz vor dem Park. Das können sie ohne Lineal ganz von alleine, jahrelange Übung vermutlich. Beim Kindergartenbesuch sahen wir auf dem Hof im Meterabstand Punktmarkierungen auf dem Boden. Ich habe diese woanders nochmal gesehen, und zwar auf dem zentralen Aufmarschplatz in Pjöngjang.

Als wir den Bus verlassen, bewegt sich ein geschlossener Block vergnügungswilliger Bürger Richtung Eingang. Als die Ordner unsere Delegation sehen, wird er wird nach wenigen Metern per Trillerpfeife zurückkommandiert, alle reagieren sofort ohne zu murren. (Die Trillerpfeife dient in Nordkorea generell als Autoritätsorgan, im Straßenverkehr und am Bahnhof, überall, wo Menschen koordiniert werden. ) Der zentrale Zugang wird plötzlich menschenleer, wir laufen hindurch und stehen plötzlich mittendrin – Im Vergnügungspark Pjöngjangs unter tausenden Nordkoreanern. Hier ist nichts grau oder öde – Nordkoreaner, die lachen und Autoscooter fahren und sich in irgendwelchen verrückten Dreh-Schleuder-Karussels und Achterbahnen amüsieren. Wer uns sieht, schaut uns an wie Außerirdische. Kinder können gar nicht mehr wegschauen. Ansonsten fallen wir kaum auf in diesem Getümmel.

Nacheinander fahren Leonie, Stefan und Christoph mit allen Kotzschleudern, eine schlimmer als die andere, und alles schneller und höher als in Deutschland. Stefan kriegt raus, dass es brandneue italienische Modelle sind. Ich halte mich zurück und bin sehr froh, dass meine Ärzte mir von sowas sofort abraten würden, zumindest rede ich mir das ein und freue mich über eine prima Ausrede. Stattdessen nutze ich die Zeit, ein paar erstklassige Fotos vom Volk zu machen, wie es sich prächtig amüsiert. Zwar immer mit meinem Aufpasser an der Seite, aber ich darf endlich einmal so frei fotografieren wie noch nie in Nordkorea.

Mrs Kim hat die Verantwortung am Eingang an eine Kollegin abgegeben, die zum Rummelkommittee gehört und ebenfalls auf uns aufpaßt. Mrs Kim ist jetzt endlich mal entspannt und findet es ganz prima. Der Park wird nicht mit Popmusik beschallt, sondern mit Chorälen, die das Land oder die Führung thematisieren. Schlüsselwörter wie “Kim Jong-Il” hören wir inzwischen mühelos heraus. Ich beobachte Mrs Kim dabei, wie sie verträumt auf ein Karussel schaut und leise mitsingt.

Abgesehen von der Zugreise waren wir nie so mittendrin wie heute.

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Zurück in China

Nach einer Woche Nordkorea sind wir heute mit der nordkoreanischen Fluggesellschaft Air Koryo nach Peking geflogen. Der Kontrast ist ungeheuerlich: Millionen Autos und Menschen in einer supermodernen Stadt, ein Westhotel mit Lüftung im Bad, und überall Werbung statt Führerbilder an den Wänden. Die nächsten drei Tage akklimatisieren wir nun erstmal. Auf dem Flug kritzelte ich folgendes in meinen Kalender:

Ich habe auf dieser Reise nirgends mehr englischsprachiges Fernsehen gesehen, Amerikaner getroffen und andauernde Sattheit gespürt als in Nordkorea.

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Einreise nach Nordkorea

Endlich haben wir es geschafft. Nach 120 Minuten Standzeit im chinesischen Bahnhof Dandun rollen wir über den Grenzfluss. China baut bis ans Ufer Hochhäuser. Nordkoreas Seite besteht aus Bäumen. Krasser kann der Unterschied zwischen zwei verschiedenen Ländern nicht aussehen. Naja, wie Russland-China vielleicht.

Auf der koreanischen Seite beginnt ein dreistündiger Einreisemarathon. Es wird jedes Gepäckstück akribisch durchsucht. Die ersten anderthalb Stunden sind unsere Abteilnachbarn dran. Jede ihrer 26 Taschen wird geöffnet und detailliert durchsucht. Der Grenzer findet CDs mit Filmen und Software und nimmt diese zur Begutachtung erstmal mit.

Unsere Durchsuchung läuft wesentlich schneller. Von Touristen geht wohl ein geringeres Risiko aus. Trotzdem werden alle Taschen geöffnet und durchsucht. Unsere Handies werden in einen Umschlag gepackt. „GPS in?“, fragt der Zöllner? Ja, da ist GPS eingebaut. Zur Versiegelung nimmt er jenes Paketband, welches wir selbst mitgebracht haben. Für Aufsehen sorgt die taz und eine russische Zeitung, auf deren Cover ein kleines Foto von Kim Jong-Il abgebildet ist. Wir dürfen sie trotzdem einführen.

Immer wieder kommt der Grenzer zurück in unser Abteil und hat Fragen. Einmal packt er unsere Handys wieder aus und möchte sich das GPS zeigen lassen. So recht verstehen wir den Anlass nicht. Wir vermuten, dass er das Schreckgespenst Satellitennavigation aus purer Neugierde einmal sehen wollte – denn eine Demonstration draußen in der Öffentlichkeit auf dem Bahnsteig lehnt er lieber doch ab.

Ständig hustet der Grenzer, er scheint krank zu sein. Er fragt, ob wir ein gutes Hustenmittel hätten. Stefan gibt ihm vier Tabletten aus unserer Reiseapotheke, und er ist glücklich.

Wir fahren durch die Landschaft, und mir fallen die Worte der Zugbegleiterin ein. Sie meinte, dass Nordkorea noch „echtes Asien sein“, nicht wie China, das schon total europäisiert sei. Wir sehen unzählige Reisfelder,  auf denen Arbeiter fleißig ihre Arbeit verrichten. Die meisten schauen unserem Zug hinterher, als sei er ein Alien. Nunja, wir hängen an einem 18-Wagen-Zug, die letzten vier sind modern und tanzen aus der Reihe. Ein Waggon ist vollgestopft mit finnischen Touristen.

Das ganze Szenario draußen kann keine inszenierte Show sein. Die Menschen auf den Feldern und in den Straßen gehen gewöhnlichen Tätigkeiten nach, Schulkinder rennen Ochsenkarren hinterher, Männer fahren mit Frauen auf dem Gepäckträger Fahrrad, Bauarbeiter stehen tatenlos neben einer Baustelle. In den vielen Reiseberichten, die ich vorher las, wurde mir immer ein Gefühl eines unterdrückten grauen Volkes vermittelt. Hier wirkt plötzlich alles ganz normal. Max Goldt schrieb einmal: „Auch zur Hitlerzeit war vier mal Spargelzeit“.

Über jedem Bahnhof hängt prominent ein Bild des „geliebten Führers“. Mitten auf riesigen Feldern und an Bergen stehen große Tafeln mit riesigen Lettern, deren propagandistischer Inhalt mir leider verschlossen bleibt. Es gibt nur sehr selten Straßenschilder, weder für Verkehrsregelung noch für Entfernungsangaben. Die Menschen bewegen sich mit Fahrrad oder zu Fuß fort. Selten begegnet uns ein LKW oder ein Auto. Ich könnte ewig aus dem Fenster schauen. Es ist der einzige Moment in den letzten dreieinhalb Tagen, wo auch unsere Nordkoreaner minutenlang im Gang stehen und aus dem Fenster schauen.

Es wird langsam dunkel. Die Vororte sind spärlich beleuchtet. Nur in den Wohnungen brennt Licht. In den Dörfern außerhalb des Ballungszentrums habe ich nur Kerzenschein gesehen. Ich las einmal, dass in Nordkoreanischen Haushalten nur 40-Watt-Glühbirnen zugelassen sind. Die Energieprobleme sind groß in diesem Land. Umso erstaunter sind wir, dass die Strecke von Dandun bis zur Hauptstadt vollständig elektrifiziert ist. Das Streckennetz ist auch bei weitem nicht so schlimm, wie wir es befürchteten. Wir schaukeln gemütlich mit rund 60 km/h gen Süden. Der optische Gleiszustand treibt uns dennoch die Schweißperlen auf die Stirn, als es über kilometerlange Brücken geht. Und im Norden, sagt unser Zugbegleiter, da sieht’s wirklich schlimm aus.

Wir kommen um 19.30 Uhr am Bahnhof von Pjöngjang an. Die Stadt ist spartanisch beleuchtet, draußen ist es finster. Wir sehen spärlich befahrene Straßen und rappelvolle alte Straßenbahnwagen, die in Dresden und Zürich gekauft wurden. In der Mitte eines jeden Waggons brennt eine einzelne 40-Watt-Birne für rund 150 Passagiere. Das sieht gespenstisch aus. Plötzlich bleibt der Zug stehen. Wir erfahren, dass wir am Hauptbahnhof angekommen sind. Der Bahnhof ist mit keiner einzigen Glühbirne beleuchtet. Es ist stockfinster! Der Bahnsteigt ist vielleicht 50 Meter breit, bis das Bahnhofsgebäude beginnt. Darauf wuseln hunderte Menschen herum, suchen Verwandte und tragen Koffer – wir schaffen es gerade so, uns in der Dunkelheit nicht zu verlieren. Wir treffen dort unsere beiden Schweizer, die die andere Hälfte unserer Vier-Mann-Reisegruppe für die kommende Woche bilden. Außerdem werden wir von einer Koreanerin empfangen, die uns sofort zum Bus bringt, der binnen 5 Minuten am Hotel Yanggakdo angekommen ist.

„In 10 Minuten wieder hier unten“, sagt unsere Führerin zu uns. Sie kann extrem gut deutsch. Ich will noch herausbekommen, wo sie es gelernt hat. Wir insistieren, dass wir nach vier Tagen endlich eine Dusche wünschen.

Das Hotelzimmer ist nach allen Regeln westlicher Hotelkunst ausgestattet. Die Ausstattung wurde international zusammengekauft. Das Telefon ist aus Frankreich, die Duscharmatur aus Deutschland, beim Nachttisch mit eingebautem Radio und Lichtsteuerung bin ich noch nicht sicher. Auf ihm liegt ein Verzeichnis der internationalen Area Codes. Dort wird Germany gleich 2x aufgeführt – mit den Hauptstädten Bonn und Berlin. Ich wusste nicht, dass die DDR +37 hatte.

Wir sind im 40. Stockwerk untergebracht. Das ist sehr hoch. Die Fenster kann man vollständig öffnen. Der Großstadtlärm ist hier ganz anders als in Moskau oder Berlin. Darüber sinniere ich aber noch ein paar Tage, bevor ich es aufschreibe. Die Zeit dafür habe ich beispielsweise im Fahrstuhl der wirklich wirklich lange nach unten braucht. Ich möchte an der Rezeption noch eine Flasche Wasser kaufen. Man würde sie mir aufs Zimmer bringen. Zwei Flaschen, das ist ein ganzer Liter. Ich frage, eher so pro forma, nach dem Preis. Sieben Euro, da war ich ziemlich überrascht. Ich klopfe weitere Eckdaten unseres Hotels für die kommenden Tage ab. Ob ich nochmal vor die Tür gehen dürfe? No. Ich sehe ein Schild „E-Mail, Telefax, Telephone“. Eine E-Mail mit maximal 25 Kilobyte kostet 2,30 Euro. Das mache ich morgen, ich freu mich jetzt schon. Vielleicht haben sie auch Express-E-Mail, die kostet dann mehr und ist schneller da.

Unsere Glotze empfängt einige chinesische und westliche Sender samt BBC. Mich interessiert aber vor allem das nordkoreanische Fernsehprogramm. Ich sehe mir gerade eine Nachrichtensendung an. Ich verstehe kein Wort, aber es ist faszinierend, wie professionell und sauber die Sendungen erstellt sind. Ich könnte stundenlang zusehen. Nur der Wetterbericht ist echt hart. Schemata und Tabellen, die kein Auge trocken lassen, das geht gute 10 Minuten so. Auf der Wetterkarte wird ein vereintes Korea gezeigt. Über dem südlichen Teil ist ein Tiefdruckgebiet, wenn ich das richtig verstanden habe.

Zum Abschluss sitzen wir mit den Schweizern zusammen im 46ten Stock, ganz oben im Drehrestaurant, dem Aushängeschild jedes kommunistischen Systems, wie es mir scheint. Christopher ist Beamter und hat die Reise seiner 19jährigen Tochter Leonie zum Abitur spendiert. Er fährt danach weiter nach Myanmar. Seine Reiseerfahrungen sind enorm, China Anfang der 80er, als dort noch alles anders war, mit dem Fahrrad durch die Ukraine, 1988 in die DDR nach Stralsund. Sehr angenehme Reisebegleiter sind das. Auf einer Gruppenreise durch Nordkorea kann man nämlich auch ganz schnell an abgedrehte Touristen geraten, denke ich.

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Ab ins Datennirwana

Wir sind an der Grenze und melden uns am 14. Oktober wieder aus Peking. Und jetzt – Handies abgeben und ab ins Datennirwana!

[Update 09.10.2010]
Von wegen Offline-Urlaub! Im Hotel koennen wir E-Mails senden. 25 Kilobyte kosten 2,30 Euro. Ich darf einen Text vom USB-Stick runterkopieren

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Endspurt

Wird Zeit zum Zusammenpacken. In 12 Stunden sind wir ja schon da!

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Im Kurswagen nach Pjöngjang, kurz hinter Changchun

Die Grenze zu China hat mich wirklich beeindruckt. Auf der russischen Seite herrscht Verfall, Einöde und Langsamkeit, getreu dem Motto „immer mit der Ruhe“. Hinter der Grenze ist alles anders. Wir sehen unzählige Baustellen, bewirtschaftete Felder und asphaltierte Straßen. Es erinnert mich an den Kontrast an der mexikanisch-kalifornischen Grenze – zwei völlig verschiedenen Welten, getrennt durch einen wenige Meter breiten Streifen.

Unser Abteil ist großzügig mit Gepäck vollgestopft. Jede freie Fläche wird genutzt, es wird fleissig in die Höhe gestapelt. Die Nordkoreaner nutzen de Duty-Free-Shop am Grenzbahnhof, um einen großen Reisekoffer, drei riesige eingepackte Tagesdecken, ein zwölfteiliges Topfset, einen Kanister Wasser und einige Flaschen Hochprozentiges zu kaufen. Auf der unteren Liege stapelt sich danach ein geschätzter Kubikmeter Westwaren. Dem Nordkoreaner bleibt eine Fläche in der Größe eines normalen Zugsitzes für die kommenden zwei Tage. Irgendwie kann er darauf zusammengerollt schlafen.

„Kein Speisewagen verlässt sein Heimatland“, heißt es auf www.transsib.de. Nun sitzen wir also im chinesischen Restaurantwaggon, der aufwenig hinter der Grenze in die Zugmitte eingereiht wurde Es gibt. „Fried Chicken“ mit Reis. Ich habe mir sehr daran gewöhnt, Stefan zu sagen, was er für mich bestellen soll. In China sind wir endlich wieder auf Augenhöhe. Am nächsten morgen überkommt mich handfeste Übelkeit. Über die schlimmste Diarrhoe helfen Kohletabletten und Gastritol hinweg. Das erste Mal seit Abreise möchte ich in mein reguläres feststehendes Bett, Zwieback mit Tee und einen Park zum Spazierengehen. Gottseidank habe ich Unmengen Tee, mein eigenes Kissen und meine Sofadecke dabei.

Ein Nordkoreaner aus dem letzten Abteil spricht mich auf englisch an, ob er mit unserem Computer einmal auf seinen USB-Stick zugreifen dürfe. Später, wiegele ich ab. Derzeit lösche ich nämlich unwiderbringlich per WipeFile alle personenbezogenen Daten wie E-Mails und geschäftliche Dateien vom Rechner. Ist besser so. Später stellt sich heraus, dass er auf den USB-Sticks Daten gelöscht haben möchte. Stefan hilft ihm gern dabei.

Es sind noch 27 Stunden nach Pjöngjang. Die chinesischen Gleise sind mindestens so gut  ausgebaut wie die Strecke Berlin–Hannover. Der Zug braust mit 115 km/h an gut erschlossenen Neubaugebieten vorbei.

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In China

Kurzer Halt in Changchun. Zeitgefühl ist hinüber. Noch 28 Std bis Pjöngjang. Der chinesische Speisewagen ist interessant. Gottseidank haben wir Kohletabletten.

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Am Grenzübergang von Russland zu China

Ich hatte mir einen spektakuläreren Grenzübergang erwartet. Es ist ein einfacher Bahnhof, der zusätzlich über eine Halle verfügt, in welcher die Züge von russischer Breitspur auf die chinesische Normalspur umgespurt werden können. Ein paar hundert Meter dahinter beginnt der Grenzzaun, ein richtiger Zaun eben.

Wir haben 5:59 Stunden offizielle Standzeit und werden direkt nach Ankunft rausgeschmissen. In den ersten drei Stunden wird der Zug umgespurt und unser Waggon (der Kurswagen nach Pjöngjang) ans Ende gehängt. Außerdem bleibt der Speisewagen in Russland. Zuerst gehen wir in die „Stadt“, ich empfinde sie als das Ende der Welt. Staub, halbzerfallene Häuser und zwei Cafés. Das schönste Gebäude der Stadt ist der Bahnhof. Ich frage beim Soljankaessen, warum man nur hier lebt. Er meint, wahrscheinlich, weil man es nie weggeschafft hat. Schnell zurück zum Bahnhof. Wir schauen uns die Umspurung an, rennen übers Bahngelände, niemand hindert uns an irgendwas. Eine Kuh schlendert über die Gleisanlagen zwischen Güterzügen entlang, Bahnangestellte zünden den Müll in einem freistehenden Container an.

Nachdem der Zug wieder frisch sortiert aufs Gleis rollt, steigen wir ein und werden barsch von russischen Grenzern und Zöllnern abgefertigt. Die Drogenhunde finden bei uns weder Koks noch Devisen. Dann beginnt das lange Warten. Die Toiletten sind abgeschlossen, damit niemand aufs Bahnhofsgleis scheißt. Draußen geht irgendwann die Sonne unter, Stefan versucht bei unterirdisch schlechter Internetverbindung zu bloggen, und ich mache aus lauter Langeweile Liegestütze. Irgendwann sind die sechs Stunden um – der Zug steht weitere 50 Minuten, dann rollt er langsam durch den Grenzzaun nach China.

Der Zug fährt etwa fünf Minuten zum chinesischen Grenzbahnhof. Ich dachte, nach der Grenze ändert sich nichts, die Leute sehen genau so aus wie 5 Kilometer zuvor in Russland, es gibt nur weite Landschaft und braune Felder. Pustekuchen! Pompöse Gebäude mit LED-Animationen auf der Fassade, ein piekfeiner Bahnhof mit glänzenden Geländern und chinesischer Musik überall. Die Menschen sehen mitnichten aus wie auf der anderen Grenzsseite, sondern vielmehr wie Chinesen. So ein Zufall. Die Grenzerin kommt ins Abteil. Sie begrüßt uns freundlich mit „Welcome to China“ und bittet (!) uns um die Pässe. Höflich fertigt sie unsere Einreiseformalitäten ab. Ich bin ganz gerührt.

Wir haben nun weitere sechs Stunden Aufenthalt. Draußen ist es dunkel. Vielleicht flitzen wir nachher nochmal in den Bahnhof, mal sehen.

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SMS-Blogging

Ab sofort per SMS. Nach China rübergefahren. Noch mal 6 Stunden Standzeit. In einer Stunde dürfen wir raus. Stefan bringt den Nordkoreanern grad Zigarettendrehen bei.

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Unsere Abteilnachbarn

Zurück vom Speisewagen unterhalte ich mich etwas mit unserem neuen Mitfahrer. Deutsch spricht er nicht, sagt er, ebensowenig Englisch, dafür aber Russisch. Und das wie ich feststelle nicht schlecht. Er ist nett und alles in allem ist es für mich eine typische Schlafwagen-Bekanntschaft. Wir erzählen uns was wir beruflich tun, woher wir kommen und wohin wir fahren. Wie sich herausstellt, wohnt er in Hamhûng und arbeitet oft in Ulan-Ude als Übersetzer. Dort gibt es viele Gastarbeiter aus Nordkorea. Z.B. unser vermeintlicher chinesischer Mitfahrer, in Wirklichkeit auch Nordkoreaner, ist einer von ihnen.

Leider können wir mit ihm nicht direkt sprechen, er beherrscht nur einzelne russische Wörter. Das zeigt er auf ziemlich authentische Weise als er versucht kaltes Wasser beim Samowar zu zapfen. Das sollte man niemals tun, erst das heißgemachte Wasser hat Trinkqualität. Der Waggonschaffner versucht ihm das auf Russisch klarzumachen und flippt fast aus, als unser Kollege das auch beim fünften Mal nicht versteht und es immer wieder versucht: „Nein, das Wasser kann man nicht trinken. NEIN; nicht trinken! Weg, weg, fass den Hahn nicht an! Denk nicht mal an den Kaltwasserhahn!“ Ich muss schmunzeln.

Der russisch sprechende Kollege spielt gerade an einem Diktiergerät herum, das er sich offensichtlich gerade gekauft hat. Immer wieder nimmt er etwas auf und spielt es ab, während er die Bedienungsanleitung studiert. Am späten Abend schaue ich mir den großartigen französischen Film „Serial Lover“ an. Der nordkoreanische Mitfahrer ohne Russischkenntnisse ist auch noch wach und interessiert sich für das, was ich mir da anschaue. Obgleich er definitiv kein Deutsch versteht setzt er sich am Ende neben mich, ich gebe ihm einen der beiden Ohrhörer. Wir schauen zusammen den Film und amüsieren uns.

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Ein Abend in Listvyanka

Mitlerweile ist es Abend geworden. Listvyanka ist wunderschön mit all den herbstlichen Farben und dem Baikal. Aber so ganz alleine in der Gegend herumschleichen – da fehlt doch was. Wie wäre es beispielsweise mit ein paar Bekannten vor Ort, dann schön einen wegzechen, und schließlich ab in die Banya? Nicht ganz einfach anzustellen, aber genauso hat es geklappt :-) Es ist also Abend und Roman und ich gehen ins Restaurant “Shury Mury” am Hafen von Listvyanka. Dort gibt es lecker Essen zu sehr vernünftigen Preisen. Wir erzählen, es ist beste Urlaubsstimmung. In einer Ecke sitzt ein Päärchen, an einem weiteren Tisch eine vierköpfige Gruppe junger Russen.

Offensichtlich geht es denen gerade richtig gut, es wird die nächste Flasche Vodka bestellt. Bei näherem Hinsehen ist einer der vier schon so hinüber, dass er gleich vom Stuhl zu fallen droht. Obgleich nicht mehr zurechnungsfähig bemerkt uns genau dieser Kollege und winkt uns immer wieder zu, uns an ihren Tisch zu setzen. Es ist diese typische sich wiederholende Handlung mit glasigem Blick in die Ferne, zu der man wahrscheinlich erst ab 2 Promille in der Lage ist. Erst ist mir die Geschichte zu windig, wer weiß, wo wir da reingeraten. Aber es macht eh keinen Sinn, darüber zu sinnieren, denn als dann die anderen drei – ebenfalls bereits schwer angeschlagen – uns bemerken, sind wir eh mitten drin.

Wir setzen uns zu ihnen und werden mit Fragen nur so bombardiert: Wie wir heißen, woher wir kommen, welche Sprachen wir sprechen, wieder wie wir heißen … Leider kann keiner von ihnen Englisch, so dass ich das eine oder andere für Roman übersetze. Ansonsten bleibt Roman etwas außen vor, was ihm im Gegensatz zu mir zu einem zeitigen Absprung verhilft. Zunächst jedoch besteht Andrej (einer der vier) darauf, mit Roman die frische Baikalluft zu atmen, er selbst durch den Filter einer Zigarette. Die beiden gehen auf die Tereasse, die direkt an den Baikal grenzt. Ich komme mit Aloscha hinterher und höre nur noch einen lauten Platsch. Ups, offensichtlich ist Andrej gerade in den Baikal gefallen! Ich bin selbst noch halbwegs nüchtern, klettere auf die Seeseite der Brüstung und helfe zusammen mit Roman Andrej wieder hoch. Seine Kollegen amüsieren sich köstlich und Andrej, offensichtlich durch das kalte Wasser schlagartig nüchtern, philosophiert über den Baikal. Dieser sei wie ein Mensch, nein, wie seine Braut. Und heute habe er ihr noch nicht guten Tag gesagt. Und da sei es doch ganz klar, dass seine Baikal-Braut ihn sich einfach mal zur Brust nimmt. Ja, Andrej, alles wird gut.

Wieder am Tisch gibt es die nächste Runde Wodka. Roman wird die Sache langsam unheimlich und unter Aufbietung aller meiner Überredungskünste mache ich den vier lustigen Russen klar, dass Roman heute schlecht geschlafen hat und jetzt unbedingt los muss. Ich selbst bleibe und schnell wird der Plan gefasst, zu den vier nach Hause zu fahren und die Banya anzuheizen. Das ist doch ein Wort! Leider gibt es vorher noch einen kleine Zwischenfall. Derjenige der vier mit dem Geld hat sich davongemacht.

Wahrscheinlich kommt er gleich wieder, aber keiner kann ihn per Telefon erreichen. Die Bedienung bekommt Wind von der Sache und ruft umgehend den Sicherheitsdienst. Das ging echt zack-zack und ehe ich mich versehe stürmen vier stämmige bewaffnete Wachleute in den Laden und sichern die Ausgänge. Oh man, was mache ich hier eigentlich! Hätte ich mich nur mal auf mein Gefühl ganz am Anfang verlassen. Aber die Situation entschäft sich glücklicherweise als Andrej schnell Geld holen geht und die Rechnung begleicht. Als wir nach einer Viertelstunde zur Banya aufbrechen ist einer der vier in ein freundschaftliches Gespräch mit einem Wachmann vertieft und Andrej flirtet mit der Kellnerin.

Ein fünfter Russe, ebenfalls Aloscha, aber nüchtern, holt uns mit dem Auto beim Restaurant ab und wir fahren zu ihm nach Hause. Wie sich herausstellt bewirtschaftet er ein Hotel, dort treffen sich die fünf des öfteren. Alsdann geht es in die Banya. Für die Geschehnisse dort sei der geneigte Leser an dieser Stelle auf die Schilderungen über die Banya in Ekaterinburg verwiesen. Der Abend wird lang, wir steigen auf Bier um. Nach dem ersten Banyagang sind alle soweit nüchtern, dass man sich vernünftig unterhalten kann – zumindestens kommt es mir so vor. Vor allem mit Aljoscha dem Hotelier freunde ich mich an, am Ende tauschen wir die Emailadressen. Ich werde nicht mehr nach Hause gelassen und bekomme das beste Zimmer im Hotel. Es war ein schöner Abend. Hoffentlich ist Roman gut alleine nach Hause gekommen!

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Am Baikalsee

3.-5. Oktober

Wir sind ganz schön weit nach Osten gekommen. Das sieht man gar nicht mal so sehr an den Menschen, die meisten sehen aus wie Otto-Normal-Russen. Ein paar asiatische Gesichter mischen sich langsam dazu. Außerdem fällt mir auf, dass Ladas und Wolgas rar geworden sind. Die meisten Autos sind importierte Rechtslenker japanischen Fabrikats. Dazu sehen wir viele importierte Dieselbusse im Linieneinsatz, teilweise vollflächig mit südkoreanischer Werbung. Mein Favorit ist der russische Reisebus mit der riesigen Aufschrift „Korean Airports Authority“.

Direkt nach Ankunft in Irkutsk fahren wir gute 60 Kilometer mit einer Marschrutka nach Listvyanka , wo wir ein Zimmer direkt am Baikalsee gemietet haben. Dort wollen wir zwei Tage die Füße hochlegen. Das klappt auch ganz prima. Das Hotel liegt in einem kleinen Dorf mit vielen alten Holzhäusern, Höfen und Hunden. Es gibt keine Straßenbeleuchtung, aber Berge rundherum. Der Sommer ist längst vorbei, bald beginnt die Wintersportsaison. Wir haben unsere Ruhe und schlafen erstmal aus. Die Nacht im Platskartnij hat uns nicht viel Schlaf beschert.

Abends ziehen wir am Ufer des Baikal los, um etwas zum Essen zu organisieren. Wir stolpern über ein Restaurant direkt am Wasser, mit eigener Terrasse, leider ist es schon viel zu kalt zum draußen sitzen. Wir haben gerade bestellt, als vier angetrunkene junge Männer den Laden betreten. Sie bestellen Bier, eine Flasche Vodka und einen Berg Essen. Einer von ihnen ist so betrunken, dass er Hilfe braucht, um die Vodkaflasche zu öffnen. Wir amüsieren uns prächtig. Offenbar haben sie inzwischen mitbekommen, dass wir nicht russisch reden. Irgendwann sitzen wir bei ihnen und werden zu Vodka und Essen eingeladen. Die Stimmung ist gut, wieder einmal lernen wir die russische Gastfreundschaft kennen. „Einer muß ja die Spaßbremse sein“, das bin diesmal ich. Ich trinke keinen Alkohol, rauche nicht und spreche kein Russisch. Schlechte Voraussetzungen für einen volltrunkenen Abend mit Irkutsker Einwohnern. Andrej ist vielleicht 24, verheiratet und in drei Tagen Vater. Er habe noch nie mit Ausländern gesprochen, meint er. Stefan mit seinem flüssigen Russisch ist da natürlich die Attraktion.

Andrej geht mit mir nach draußen, er will mir unbedingt die Baikalluft zeigen. Er macht einen Versuch, sich auf die Brüstung der Terrasse zu setzen, schafft es aber keineswegs und fällt in das recht tiefe kalte Wasser des Sees. Man müsse den Baikal wie einen Menschen behandeln, und heute hätte er sich mit dem Baikal nicht vertragen, meint er ganz ernst.

Nachdem wir gemeinsam den Jungen an Land geholt haben, beschließe ich, langsam zu flüchten und lieber nach Hause zu gehen. Spaßbremse bleibt Spaßbremse. Stefan kommt möchte mit den Jungs noch in die Sauna und kommt am nächsten Vormittag verkatert ins Hotel zurück.

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Goldener Herbst am Baikal

Nach unserer zugegebenerweise etwas anstengenden Fahrt im Platzkartnij-Waggon kommen wir in Irkutsk an. Unser Ziel ist klar: So schnell wie möglich raus aus der Stadt und hin zum Baikalsee. Ganz ehrlich gesagt ist das mein geheimer Höhepunkt der Reise, natürlich neben dem eigentlichen Reiseziel Nordkorea. Bislang habe ich den Baikal einmal im Spätsommer gesehen und einmal im Winter. Jetzt ist es Herbst und da wir großes Glück mit dem Wetter haben, möchte ich die Jahreszeit noch etwas auf ‘goldener Herbst’ präzisieren: Die Sonne scheint und buntes Laub wirbelt durch die duftende Herbstluft.

Zunächst gilt es jedoch der Stadt zu entkommen. Aus meinem vorigen Aufenthalten weiß ich noch, dass die Busse zum Baikalsee vom zentralen Busbahnhof abfahren, der einige Kilometer vom Bahnhof entfernt liegt. Vorbeigekommen an wie es scheint hunderten Taxifahrern vor dem Bahnhof mit teils astronomischen Preise steigen Roman und ich in eine Trambahn. So wären wir vielleicht am günstigsten zum Ziel gekommen, wäre da nicht der ziemlich steile Anstieg direkt vor dem Bahnhof gewesen. In der etwas altersschwachen Tram jault zunächst der Motor auf, dann gibt es um uns herum eine riesige Staubwolke und abrupt halten wir an. Nochmal das gleiche. Schließlich kommt die Tramfahrerin aus ihrer Kabine und seufzt, es sei jedes Mal das gleiche im Herbst, wenn sich Blätter auf die Schienen legten. Sie steigt aus, streut Sand vor die Räder und versucht es nocheinmal. Aber es ist nichts zu machen, die Bahn rutscht mehr den Berg herunter, als dass sie vorwärts kommt. Das Problem existiert natürlich nicht nur spezifisch für alterschwache russische Trambahnen. Vielmehr verstehe ich jetzt warum im Herbst in Zürich hochoffiziell Verspätungen der Trams mit Laub auf den Schienen begründet werden. Alle Passagiere müssen aussteigen und Roman und ich gehen zum Bahnhof zurück.

Wir finden ein gemütliches Taxi, das uns für einen angemessenen Preis zum Busbahnhof bringt. Dort steigen wir in ein Marschrutnoje Taxi direkt nach Listvyanka am Baikalsee um. Diese Kleinbusse haben typischerweise 14 Plätze und zeichnen sich oft durch eine – sagen wir – etwas offensive Fahrweise aus. Wir werden nicht enttäuscht. Roman sitzt mit dem Rücken zur Fahrrichtung und spricht hinterher davon, wohl gerade dem Tod entkommen zu sein. Die Strecke lädt auch förmlich dazu ein. Bei wie erwähnt bestem Wetter geht es fast nur schnurgerade auf dem Baikal zu. Rings um uns erstrecken sich Herbstwälder so weit das Auge reicht. Es ist hüglig und oft hat man an der Stelle zwischen Tal- und Bergfahrt das Gefühl in einer Achterbahn gerade in den Looping einzufahren. Immer wieder taucht die Angara auf. Sie ist der einzige Abfluss des Baikals und fließt auch durch Irkutsk. Dann nach ungefähr einer Stunde sehen wir den Baikal. Ich blinzel in die sich im kristallklaren Wasser spiegelnde Sonne und fühle mich gleich zu Hause – wir sind da!

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Aus dem Zug von Irkutsk nach Pjöngjang

5. Oktober

Vor der Abreise:

Heute beginnt unsere letzte Zugfahrt. Wir freuen uns auf den Kurswagen, der wöchentlich die Relation Moskau–Pjöngjang bedient und meines Wissens die längste Kurswagenverbindung ist. Auf der Strecke wird er immer wieder an verschiedene Züge rangehängt und hat obszön lange Standzeiten: Zwölf Stunden an der Grenze zu China, und neun Stunden an der Grenze zu Nordkorea. Acht Tage dauert die Gesamtstrecke. Wir werden davon die letzten dreieinhalb Tage an Bord sein.

Schon vorher haben wir uns einiges ausgemalt, wie es sein wird. Unsere Bettnummern verweisen uns auf die ersten beiden Bettplätze im Waggon. Vielleicht sind wir ja sogar die einzigen Reisenden, munkelte damals Martin von der Bahnagentur. Er hat die Tickets über dubiose Quellen in einer Moskauer Agentur gekauft. Man kann ja nicht einfach ins DB-Reisecenter latschen und Tickets nach Nordkorea buchen.Wir lasen vorher schon viele Geschichten über Abteilnachbarn, die rein zufällig Nordkoreaner sind und erstaunlich viele Fragen in der eigenen Landessprache stellen, von solchen Sachen raunt man sich viele Geschichten zu. Klar, wir warten auf jedes Indiz, das gut zu einer Verschwörungstheorie paßt.

Aber es bleiben Gerüchte, Legenden und Halbwissen. Wir wissen nur, dass wir unsere Handys und GPS-Empfänger an der Grenze abgeben müssen. Außerdem wurde uns vor Abreise ans Herz gelegt, in Nordkorea keine Fotos aus dem Zug zu machen, „wir wollen ja nicht, dass die Reise schlecht anfängt“, hieß es bei Abschluss unserer Buchung. Alles andere wird bei Ankunft geregelt. Wir werden in drei Tagen am Pjöngjanger Bahnhof von unseren Guides abgeholt, die uns dann eine Woche lang durchs Land führen.

Auf der Fahrt:

Unser Kurswagen ist Teil des Moskau-Peking-Express. An der Lokomotive hängt Schnee. Ich habe den unteren linken Platz. Neben meinem Bettplatz liegt ein Chinese mit fünf Gepäcktaschen. Stefan ist im Bett über mir. Wir haben sechs Stunden nach Ulan Ude geschlafen. Dort steigt unser russischer Mitfahrer aus. Seinen Platz nimmt unser neuer Abteilnachbar ein, ein Nordkoreaner, eindeutig erkennbar am Kim-Il-Sung-Anstecker auf der linken Brust. Geht doch! Die Verschwörungstheorien können beginnen. Wir gehen in den Speisewagen, es gibt Soljanka und Eierkuchen.

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Aus dem Zug von Krasnojarsk nach Irkutsk (14:37 Uhr bis 09:44 Uhr, 1088 km)

Heute fahren wir Platzkartnij, es ist die unterste der drei Nachtzugklassen. Fünfzig Reisende teilen sich einen Waggon, ich würde es als Großraumliegewagen bezeichnen. Wenn man das mag, kommt man damit günstig durch Russland. Sonst reisen wir stets im 4er-Kupe.Wir haben unsere Zugtickets alle einzeln über eine professionelle Bahnagentur bezogen, da wir keine Interesse an pauschalen Transsib-Touristenreisen haben, dafür aber eine eigene Route mit wechselnden Zügen und Buchungsklassen. Jetzt erinnere ich mich plötzlich an das leichte Grinsen auf Martins Gesicht, als er meinte, dass wir auf diesem Streckenabschnitt mal richtig russisch reisen werden.

Die Bettplätze sind für den letzten Waggon gebucht, welcher voller Chinesen ist. Vielleicht sind es Gastarbeiter auf der Heimreise, munkelt Stefan. Überall dampft es aus Metallschüsseln, es riecht nach asiatischen Gewürzen und wir verstehen nur Bahnhof. Nachdem wir unsere Betten bezogen haben, sitzen wir also mitten in einer chinesischen Reisegruppe. Gleich nach der Abfahrt landet ein halbes Huhn auf dem Tisch. Fleisch wird abgeschnitten und der Instant-Nudelsuppe versenkt.

Wir gehen sechs Wagen weiter zum Speisewagen. Alle anderen Waggons sind nicht so krass wie unserer – hier ist es plötzlich viel ruhiger, heller und sauberer. Russen sitzen gelangweilt auf ihren Platskartnij-Bänken. Unser Abendessen ist günstig und gut, das war bisher nicht immer so. Die Speisewagen sind alle verschieden und variieren mitunter enorm in Preis und Leistung.

Allmählich wird es später Abend, und wir kehren zurück nach Chinatown, in Wagen 22 ganz am Ende. Es ist ruhiger geworden, Chinesen diskutieren leise durcheinander oder schlafen, das Huhn ist Geschichte. Es ist ganz gemütlich und und fühlt sich fast wie eine Klassenfahrt an. Leider sprechen wir kein Chinesisch und die Chinesen keine unserer Sprachen. Daher bleibt es bei nonverbaler Kommunikation über den gemeinsamen Esstisch. Am Ende dieser Fahrt erreichen wir endlich Irkutsk. Dort relaxen wir zwei Tage am Baikalsee, bevor es zum letzten großen Streckenabschnitt geht.

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Aus dem Zug von Jekaterinburg nach Krasnojarsk (21:23 Uhr bis 9:01 Uhr zwei Tage später)

Am abend steigen wir wieder in den Zug. Russische Nachtzüge funktionieren wohl sein Jahrzehnten unverändert: Jeder Waggon wird von einer fest zuständigen Mitarbeiterin betreut, die ihre Reisenden am Bahnsteig in Empfang nimmt und die Fahrkarten kontrolliert. Der Waggon ist ihr Hoheitsgebiet: Sie verfügt über den Samowar, teilt Bettwäsche aus und weckt uns rechtzeitig vor Ankunft.

Für fast alle Fahrten haben wir die 2. Klasse (von dreien) gebucht, Kupe, zu viert in einem Abteil. Aber auch die anderen Klassen wollte ich mal ausprobieren, heute ist also „Ljuks“ dran: Wir haben unser eigenes Abteil mit viel Platz, eine Flachbildglotze hängt an der Wand, daneben eine Steckdose für eigene Geräte, im Flur informiert uns ein LED-Laufband über Innentemperatur und Reiseverlauf. Obligatorisch ist der russische Teppich, die Gardinen und der Samowar, welcher in diesem Zug elektrisch beheizt wird und eigentlich wie eine italienische Espressomaschine aussieht. Mehrmals am Tag ziehen wir uns dort Wasser für den Tee. Für die kommenden zwei Tage lässt es sich so aushalten. Seit Berlin haben wir fast durchgehend guten Handyempfang. Stefan skypt mit seiner Oma, und ich lese in der Wikipedia über die Perestroika, während draußen Sibirien vorbeizieht. Offline-Urlaub hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.

Die Toiletten sind in diesem Zug sehr sauber. Die Fäkalien werden nicht aufs Gleis entsorgt und Lavendelduft erfüllt den Raum. Aber auch bei den günstigeren Zügen hatte ich vor den sanitären Einrichtungen Schlimmeres erwartet, vom Bummelzug Moskau–Kirov einmal abgesehen, das war echt die Härte. Fast immer gilt: In den Bahnhöfen werden die Toiletten abgeschlossen, auch wenn er für 50 Minuten hält. Ich bin gespannt, wie das an der chinesisch-nordkoreanischen Grenze wird, dort hat unser Kurswagen 9 Stunden Standzeit. Ich kann den Nordkoreanern ja notfalls nicht einfach an den Grenzzaun pinkeln. Zumindest wäre ich dann tags darauf in der Tagesschau.

Auf dem Weg zum Speisewagen stolpere ich im 2.-Klasse-Wagen über Duschabteile. Fünfzig Rubel für eine Viertelstunde, das ist ein guter Euro – wie geil ist das denn? Während der Zug allmählich aus der Pampa herauskommt und auf Nowosibirsk zuschaukelt, dusche ich erstmal ausführlich. Danach hat unser Zug einen 50-Minuten-Aufenthalt im Bahnhof von Nowosibirsk. Minutiös kalkulierte Wege durch die Stadt, das kenne ich aus Berlin zu genüge. Aber unser heutiger Ausflug in die Stadt ist echt „auf Kante genäht“. Alle Sachen bleiben im Abteil, wir flitzen in 50 Minuten mit vier Metrolinien in die Innenstadt und zurück, dazwischen kurz die Oper angucken, 3 Minuten vor der Abfahrt sind wir wieder am Zug.

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Krasnojarsk

Schoen am strand eingepennt und fast den zug verpasst :)

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Geldverbrennen in Jekaterinburg

Stefan: In Jekaterinburg machen wir erstmal eins: Ausschlafen – die wahrscheinlich einzig sinnvolle Aktivität in unserem Hotel. Wir wohnen in einem irre großen Kasten irgendwo am Stadtrand von Jekaterinburg mit Namen „Atlantik“. Wahrscheinlich muss der gute Name bezahlt werden, das Zimmer soll für die Nacht über 100,- € kosten. Wie kam es dazu? Mein Verbindungsmann Pavel hat uns hierher gebracht, ihn kennen wir nur indirekt. Er ist der entfernte Verwandte von Mascha, die wiederum vor einiger Zeit über den Hospitalityclub bei mir in Zürich übernachtet hatte. Per Mail hatten wir Pavel nach einer günstigen Unterkunft gefragt, vielleicht etwas außerhalb der Stadt, was eigentlich ein Tipp von Mascha ist. Daraus ist dann unser Hotel geworden. Naja, die Maßstäbe können manchmal schon ziemlich unterschiedlich sein. Nicht zur Debatte steht aber das Umfeld vom Hotel, das ich fast schon als apokalyptisch bezeichnen würde. Es gibt eine große Ausfallstraße in der Nähe, die die Luft verpestet und einige Baustellen auf denen weitere Betonklötze entstehen. Eine einsames vor sich hinrottendes Fahrgeschäft, das einst auf einem Rummel gestanden haben muss, runden das Bild ab. Echt, das einzige was wir dem hier abgewinnen können ist, dass wir hier ringsum tolle Endzeitfotos machen können.

Roman: Stefan hat recht, zusammen mit dem Banyabesuch haben wir innerhalb weniger Stunden sinnlos 200 Euro verbrannt. Im Hotel sind wir die einzigen Gäste, und über die Verpflegung breite ich den Mantel des Schweigens aus. Abends gehen wir nochmal ins nahegelegene Kino in den tollen russischen Film „Kray“, dessen Handlung so simpel ist, dass ich fast alles verstand. Das war schön.

Am nächsten Tag schlendern wir durch die Stadt, sie ist wirklich sehr sehenswert – und außerdem viel entspannter als Moskau. Schöne Architektur, breite Straßen, in der Innenstadt sehe ich sogar vereinzelte Hipster, wie sie sich sonst nur in B2erlin-Mitte tummeln. Das Wetter ist wundervoll, die Sonne scheint , wir erledigen einige Einkäufe, schreiben Postkarten und fahren Metro, as usual.

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In der russischen Banya

Willkommen im Land der Reichen und Schönen! Wir sitzen gerade in einer russischen Banya (Sauna) der de-Luxe-Klasse. Etwas abseits der Stadt Ekaterinburg befindet sich das Areal mit einigen Banya-Häuschen. Es ist wie eine Festung umzäunt von einem 3m hohen blickdichtem Holzzaun. Am Einlass steht ein Wachmann, der unwirsch fragt wohin wir bitte wollen. Achso, in die Banya, klar. Und welcher Name? Unser Begleiter Pavel macht das klar und dann treten wir ein in eine kleine Welt mit gemütlichen Banyahäuschen und ungemütlichen Preisen. Auf dem Weg erfahren wir, dass pro Stunde 40€ zu entrichten sind. Handtuch ist nicht inbegriffen, auch nicht der obligate ‘Vennik’, der Birkenzweig zum gegenseitigen Abklopfen in der Dampfkammer. Dafür kommt gerade Viktor zur Tür rein. Viktor ist ein echter Russe: stämmig und mit Bart. Viktor ist der ‘Parnik’, der uns gleich in der Banya mit den Birkenzweigen bearbeiten wird. Kostenpunkt: in der einfachsten Variante 30€. Oha, wo sind wir hier reingeraten? Ein verzweifelter Versuch, unseren Banyabesuch auf eine Stunde zu verkürzen schlägt fehl, minimale Dauer sind zwei Stunden. Alles klar und auch Viktor können wir uns nicht aussuchen, der ist dabei. Zu meinem großen Erstaunen zeigt Viktor aber großes Verständnis für unsere etwas unglückliche Situation und bietet uns seine Dienste am Ende kostenlos an: Er sei selbst großer Saunafan und würde dann gleich selbst mit in die Banya gehen. So nimmt unser Banyabesuch eine unerwartete Wendung. Na dann, jetzt ist es eh egal, also entspannen wir uns und auf geht’s!

Gerade komme ich aus dem ersten Banyagang, während Viktor den guten Roman bearbeitet. Puh, ich habe ja schon so einiges an Banyas erlebt, aber das hier ist der Hammer! Viktor ist ein echter Profi und macht das schon seit sieben Jahren. Das merkt man. Er benutzt nicht einen Vennik, nein, drei. Zwei zum abklopfen und einen aus Tannenzweigen, den er über das Gesicht legt. Das gibt eine angenehm kühl-frische Atmosphäre und merkt nicht so stark, wie fertig man eigentlich ist. Bei der eigentlichen Prozedur nimmt Viktor die Birkenvenniks, die inzwischen in der Banya gestanden haben und glühend heiß sind. Damit klopft er mich ab und ich habe das Gefühl, dass jemand meine Beine in einen Eimer mit heißen Kohlen steckt. Dazwischen rennt Viktor nach draußen, holt kaltes Wasser und gießt einen ab. Das ist sehr entspannend, aber zugegebenermaßen auch recht anstrengend. Am Ende möchte ich aufspringen und nach draußen rennen, merke aber, dass ich das jetzt besser nicht tue, wenn ich es schaffen möchte. Also wie nach der Blutspende erstmal aufsetzen, warten und langsam Richtung Tür bewegen. Alles wird gut, Viktor hat gute Arbeit geleistet.

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Aus dem Zug von Kirov nach Jekaterinburg (18.38 Uhr bis 11.09 Uhr)

Hinter uns liegen zwei Tage in Kirov. Jetzt habe ich einen Eindruck davon bekommen, wie eine durchschnittliche russische Stadt funktioniert. Im Gegensatz zu Moskau ist der westliche Einfluss hier deutlich geringer, die Preise humaner und die Menschen entspannter. Wir sind Gäste bei Olga und ihrer Familie, die Stefan über den Hospitality Club kennt. Ich lerne eine russische Vorzeigefamilie kennen, die aus guten Verhältnissen kommt und sehr gastfreundlich ist. Wir werden einige Kilogramm schwerer zurückkehren.

Höhepunkte unseres Ausflugs ist der Besuch in zwei – gähn – Museen: Das Stadtmuseum samt Diorama sowie die Kunstkammer. Beide Museen erinnern mich an das Naturkundemuseum Leipzig – dort besuchte ich einst mit Svenja die Sonderausstellung „Staub“. Wie erwartet: Es stehen verstaubte Exponate in Glasvitrinen, die im weitesten etwas mit Kirov oder Kunst zu tun haben. Wir die einzigen Gäste. Ganze vier Angestellte kümmern sich um unser museumspädagogisch einwandfreies Happening. Das ist wohl ein kleiner Ausblick auf Nordkorea.

Wir liegen wieder im Nachtzug. Die Bahnagentur Schöneberg hat uns hübsche Züge rausgesucht. Wieder lächelt uns 70er-Jahre-Holzimitat an, die Fensterrahmen sind noch aus richtigem Holz, der Samowar wird traditionell beheizt, auf dem Bahnsteigt fährt gerade der Kohlewagen von Waggon zu Waggon. Außerdem reisen Hunderte von Plüschtieren mit uns im Zug, sie sind gefangen in großen transparenten Plastiksäcken – Bären, Katzen und sogar Enten. Ich halte es voreilig für die internationale Plüschtierschmuggelmafia – Pustekuchen! In Kirov ist eine große russische Plüschtierfabrik beheimatet, wird uns verraten, und irgendwie müssen die Viecher ja unters Volk.

Die Betten sind bequem, wir haben das 4er-Kupe für uns allein. Endlich können wir unseren russischen DEFA-synchronisierten Film „Stalker“ anschauen. Er ist von 1979 und handelt von einer „Zone“, die mich an die evakuierte Stadt von Pripjat und Tschernobyl erinnert, wo ich mit Jule vor einem Jahr war. In einer letzten Szene wird sogar der intakte Tschernobylreaktor gezeigt. Dessen Explosion geschah jedoch erst acht Jahre, nachdem der Film entstand.

Wir haben inzwischen 3.000 Kilometer absolviert, und dennoch, ich habe bisher nicht das Gefühl, übermäßig viel Zug gefahren zu sein. Im Gegensatz zum Teetrinken, puh, alter Schwede. Ich habe geschätzt 7 Liter Tee in der letzten Woche verdrückt. Zwei Bücher habe ich im Gepäck und noch keines angerührt. In 861 Kilometern erreichen wir gegen Mittag Jekaterinburg, das früher Swerdlowsk hieß und 40 Kilometer hinter der Grenze zu Asien liegt. Dort beginnt auchlangsam Sibirien. Bisher haben wir gutes Wetter bei rund 10 Grad und meist Sonnenschein.

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Im Moskauer Staatszirkus

Der Zirkus ist vor allem etwas für Kinder, so zumindestens meine Vorstellung. Als wir eintreffen wird dies voll bestätigt: Bis zum Knie hoch alles voller Kinder, die kreischend auf allen möglichen Karussels und anderen Attraktionen fahren.Der gesamte Platz vor dem Zirkus ist hübsch mit Blumen bepflanzt, dazu kommt Sonnenschein, es ist warm. Solch eine Stimmung kenne ich eigentlich nur von russischen Kinderveranstaltungen. So langsam wird es Zeit für die Vorstellung und die Menschenmassen strömen in den Zirkus. Dort geht es dann weiter mit Attraktionen, man kann sich Leuchtohren und allerlei Zeugs kaufen, das in den schrillsten Farben strahlt. Andere Attraktionen kann ich nicht gutheißen. An mehreren Stationen gibt es verschiedene Tiere, mit denen sich die Kinder fotografieren lassen können, darunter ein lethargisches Kaninchen, eine sehr hübsche aber angekettete Katze und ein zahmer Fuchs. Offensichtlich sind die drei in Schublade “zum kuscheln und liebhaben” gelandet  – sicher nicht zu ihrem Vorteil. Die armen Viecher! Den Kindern scheint es viel Vergnügen zu bereiten. Angekommen auf unseren Plätzen konnten wir dann die gesamte Arena überschauen, die für meine Begriffe unglaublich groß ist. Roman hat an Ort und Stelle gleich mal nachrecherchiert und herausbekommen, dass es 3000 Besuchsplätze hat. In der Vorstellung ging es los mit Clownerie und allerlei Akrobatik. Z.B. Klettert ein Typ auf eine recht wacklige Pyramide als allerlei Zeugs. Mir scheint der gesamt Saal atmet auf, als er sich nach der fünften Schicht aus Flaschen, Stühlen, Tischen endlich anseilt. Ich bin voll dabei, die Nummern sind richtig gut! Dann kommt der Bär herausgelaufen. Ein Bär? Ja, ein Bär. Nein doch nur ein Schauspieler, geht ja gar nicht anders, es gibt keine Gitter an der Arena. Und dann noch einer. Und letztlich stelle ich fest, dass beide in der Tat echt sind. Zwar hätte ich damit rechnen müssen, bin dann angesichts dieser Tiernummern doch etwas geschockt. Es folgen Hunde, Seehunde, Löwen und Affen. Es scheint, alle sind aus dem Häuschen, nur ich nicht. Zum Glück ist das Programm gut durchmischt und die Weltklasseakrobaten zwischen den Tiernummern begeistern mich umsomehr. Am Ende gibt es eine Trapeznummer mit 6 Artisten. Zunächst rätsele ich noch und schließlich bin ich mir sicher: Die kenne ich aus dem Berliner Friedrichstadtpalast! Die Künstler dort sind in der Regel nicht fest angestellt sondern gastieren für ein paar Monate. Einige der in Berlin zu sehenden Akrobaten kamen in der Vergangenheit aus Russland, die Trapezkünstler offensichtlich aus Moskau. Dieser Fakt unterstreicht nochmal, in welcher Liga der Moskauer Staatszirkus spielt. Auch technisch ist alles tip-top, im zweiten Teil der Vorstellung wird die komplette Bühne abgesenkt und durch eine andere ersetzt. Soetwas kannte ich bislang nur aus dem Friedrichstadtpalast. Inzwischen ist die Vorstellung vorbei und alle strömen nach Hause. Viele Kinder und Erwachsene strömen mit ihren lustigen Leuchtohren und allerlei anderem blinkendem Zeugs in Richtung Metro: Es war Zirkus.

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Im Zug von Moskau nach Kirov

Spät abends fahren wir am Moskauer Bahnhof Kurskaja los. Hier beginnt offiziell die transsibirische Eisenbahn. Wir steigen wieder in unser 4-Mann-Abteil, 900 Kilometer liegen vor uns. Der Waggon hat schon bessere Tage erlebt: die Inneneinrichtung ist aus ockerfarbenem Plastik, die Bänke farblich abgesetzt in hellbraunem Kunstleder – nur der obligatorische russische Teppich auf dem Boden und die spärliche Glühbirnenbeleuchtung bringt Gemütlichkeit rein. Ich gehe früh ins Bett, um meine Halsschmerzen zu kurieren, Stefan trinkt Bier mit unserem russischen Mitreisenden.

Am nächsten Morgen dürfen wir ausschlafen, denn wir erreichen unser Ziel erst um 12 Uhr. Alle bisherigen Züge endeten immer gegen 8 Uhr im Zielbahnhof. Die Sonne scheint durchs beschlagene Fenster mitten ins Bett, der Russe ist nett und bringt mir zum Aufwachen einen Tee, draußen zieht endloser Wald an uns vorbei. Mein Plan für die nächsten zwei Stunden: Aufs Klo gehen, einen Tee trinken und aus dem Fenster gucken: Wald, Feld, Wald, Sumpf. Die Zeit dehnt sich in die Horizontale, zwei Abteile weiter plärrt ein Kind. So hatte ich mir das vorgestellt.

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Moskau

Wir haben zwei intensive Tage Moskau hinter uns. Ich bin überrascht, wie laut und dreckig diese 15-Millionen-Metropole ist. Unser Hotel liegt am Rand direkt an der Metro, wir sind im 27. Stock und haben hervorragende Aussicht auf den Moloch. Während ich mich in Berlin nur an das normale Großstadtgrundrauschen erinnere, dröhnt es hier voller Sirenen, Klimakompressoren und Autohupen.

Es ist schwer, hier anständige Fotos zu machen. Spannende Motive sind diejenigen, die Alltag und Banalitäten zeigen – dazu gehören natürlich Moskauer Bürger, Polizisten und die Metro. Die Fotorestriktionen sind hart. Die Metro ist doch eine der schönsten der Welt, und gerade hier gilt absolutes Fotoverbot. Stefan sagt mir immer, ich solle eine SMS schicken, in welches Gefängnis sie mich gebracht haben, wenn sie mich erwischen. Mir ist das zu heikel. Viele Fotos entstehen daher im Vorbeigehen aus dem Handgelenk.

Gestern stand der Große Moskauer Staatszirkus auf dem Programm. Ich war sehr beeindruckt von dieser großartigen Vorstellung. Trapezartistik und verschwundene Jungfrauen, Löwen und Dressurhunde, stets begleitet von einer zehnköpfigen Band, ein echter Zirkus eben. Ein dreistündiges Spektakel für über 3000 Zuschauer, davon die meisten Erwachsene, nur der Löwe, der durch den brennenden Reifen springt, hat gefehlt – Stefan schreibt wohl heute nacht im Zug dazu einen separaten Beitrag.

Außerdem waren wir im Kosmonautenmuseum, dem Gum und natürlich auf dem Roten Platz samt Kreml. Für mehr war keine Zeit, selbst das Leninmausoleum haben wir nicht mehr geschafft. Um 18 Uhr checken wir aus dem Hotel aus. Spät am abend steigen wir dann endlich wieder in den Zug und düsen weiter.

Fotos: Das Gum, das Kosmonautenmuseum, ein Paar im Zirkusflur, unser Hotel, der Zirkus, das Zirkusplakat

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Moskau – immer wieder schön

Gestern früh um acht erreichte unser nagelneuer Minsk-Moskau-Express sein Ziel. Zum allgemeinen Wecken erklang aus den Lautsprechern die Titelmeledie von ‘ Moskau glaubt den Tränen nicht‘ (sehr schöner Film, nicht?). Einerseits aufgrund der zwei Stunden Zeitverschiebung und andererseits wegen unseres Besuchs im Zugsrestaurant tags zuvor waren wir noch so recht fit. Angekommen im Hotel Vega, ein riesiger hochgestellter Bauklotz mit 28 Etagen, haben wir uns ein paar Stündchen zurechtgeschlafen. Nun konnten wir Moskau unsicher machen, wobei wir uns an gut ausgetretene Touristenpfade hielten: mit der Metro in die Stadt und roten Platz, Kreml, GUM anschauen. Noch nicht recht wissend, was den Abend über machen, stolperten wir über eine zentrale Theaterkasse. Dort erstanden wir eine gute Stunde vor Vorstellungsbeginn Karten für den Zirkus. Wann war ich das letzte Mal im Zirkus? Das ist ja Jahrzehnte her! Aber ist der Moskauer Staatszirkus vergleichbar mit dem was man aus Deutschland kennt? Das versprach spannend zu werden.

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An der polnisch-weißrussischen Grenze (0:56)

Jetzt wird es ernst. Gerade stehen wir an der weisrussischen Grenze. Es
ist mitten in der Nacht, alle Passagiere sind aus dem Schlaf gerissen worden. Eine Grenzbeamtin wacht akribisch darüber, dass ein Mitreisender die Seriennummer seiner mitgebrachten Nähmaschine sowie Preis und Herkunft korrekt in die Zollerklärung einträgt. Ich hatte soetwas schon ganz verdrängt, diesen Spaß an der Grenze. Vor fünf Minuten kam eine weitere Beamtin in unser Abteil um die Krankenversicherungen der beiden deutschen Reisenden zu kontrollieren – ganz gezielt. Was soll ich sagen, die habe ich online abgeschlossen und daher nicht in ausdruckter Form bei mir. Das wird noch lustig! Man kommt sich schon in der Zeit etwas zurückversetzt vor bei diesem ganzen Prozedere. Wie in einem schlechten Agentenfilm aus den 70ern. Dazu passt die Bemerkung eines Grenzbeamten zur einer Kollegin, so solle den letzten Wagon nicht kontrollieren. ‘Warum?’ ‘Naja, das habe ich schon getan, das heißt, das da hinten ist ein Spezwagon’. Na dann ist ja alles klar. Gerade fährt der Zug wieder an und die Zugbegleiterin hat mir meinen abgestempelten Pass wiedergegeben. Und es gab keinen Ärger mit der Krankenversicherung. Also dann auf nach Minsk!

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Aus dem Zug von Minsk nach Moskau (21.30 Uhr bis 06.00 Uhr)

Wir sind früh in Belarus angekommen, es ist 8 Uhr, und die Nacht war kurz – Grenzer und Umspurungen auf die russische Breitspur haben uns 2 Stunden Schlaf gekostet. Wir treffen uns mit einer Bekannten von Stefan. Er kennt sie über den Hospitality Club. Sie unterrichtet Deutsch an einer Minsker Universität und nimmt uns in ihre Klasse mit. Dort werden wir sehr freundlich aufgenommen, es gibt Kaffee und Kuchen, alle freuen sich über den Besuch deutscher Muttersprachler. Anderthalb Stunden verbringen wir in dieser kleinen Gruppe aus 10 weißrussischen Studenten. Sie studieren Wirtschaft und als zweite Fremdsprache Deutsch.

Im Anschluss an die Stunde führt uns Stefans Freundin durch Minsk, bis uns die Füße wehtun.Sie zeigt uns tonnenweise Sehenswürdigkeiten. Ich bin überrascht von der Schönheit der Stadt. Es ist ungeheuer spannend, ihren Alltag in der Stadt und Universität zu sehen. Wir bekommen viele Perspektiven, die wir als normale Touristen nicht gesehen hätten. Das Studium funktioniert hier anders, als ich es beim Bachelor kennengelernt habe – allein der Gedanke an 48 Semesterwochenstunden in einem 5jährigen Studium treiben mir den Schweiß auf die Stirn. Die meisten Studenten wohnen in Wohnheimen. Eine Studentin hat sich zu ein paar Details hinreißen lassen: Sie teilt sich ein Zimmer mit drei Kommilitoninnen, es gibt vier Betten, vier Stühle und einen Tisch; der Weg zur Uni dauert 40 Minuten mit Bus und Metro, und dafür zahlt sie 5,- Euro Monatsmiete. Sie ist sehr zufrieden mit den Wohnverhältnissen, sie schätzt die Gruppe, die Zusammengehörigkeit und das Preisniveau.

Ich erkundige mich bei Stefans Freundin und einer Studentin nach dem Alltag in der anzuzweifelnden Dekokratie. Es gibt weder Presse- noch Meiungsfreiheit. Wer öffentlich seinen Unmut kundtut und politisch aktiv wird, kommt schnell ins Gefängnis. Die Medien werden kontrolliert, lukaschenkofeindliche Kommentare aus importierten russischen Comedysendungen werden zensiert, „wir können auch ohne Lukaschenko Spaß haben“, meint eine Weißrussin dazu. Die Bürger wissen gut Bescheid über Ihren Staat, seine antidemokratischen Strukturen und die Repression, die täglich geschieht. Sie reden offen darüber auf der Straße, untereinander und miteinander, auch an der Universität. Eine Dozentin meinte, dass sie es verweigern würde, den obligatorischen Ideologieunterricht durchzuführen. Jemand anderes erzählte, dass Unternehmer nur Mitarbeiter einstellen dürfen, die mit ihnen verwandt sind.

Da spazieren wir also mit Gleichaltrigen durch Weißrusslands Hauptstadt, trinken Kaffee und essen Kuchen, unterhalten uns über Politik und Europa, und ganz nebenbei über die Repression des Staates gegen die Bevölkerung und die permanente Beschneidung von Freiheiten. Die Weißrussen seien lethargisch, wird uns erklärt, man nehme Dinge eben so hin, wie sie seien. Andererseits sind die Belarussen deutlich aufgeklärter und interessierter über ihre politischen Verhältnisse, als ich es den Deutschen zurechne. Das hinterlässt einen ziemlich irritierenden Eindruck bei mir. Dass eine Studentin beim Kaffeetrinken mit dem Handy im Internet surft, macht den Spagat zwischen Diktatur und Informationsgesellschaft für mich nicht leichter. Die Gruppe ist vergnügt und unternehmungslustig, das Thema wechselt, wir gehen zum naheliegenden Riesenrad samt Zuckerwatte. Während ich letzteres vor einem Jahr in Kiew wiederentdeckte, war ich seit gefühlten 20 Jahren nicht mehr auf einem Riesenrad!

Zensur und Repression hin oder her: Die meisten meiner Vorurteile von einer grauen diktaturgeprägten Stadt werfe ich gepflegt über Bord, naja, aus dem Zugfenster. Draußen rauscht Weißrussland an uns vorbei, wir sitzen im niegelnagelneuen Minsk-Moskva-Express, der Speisewagen serviert 1a Soljanka, und endlich habeich das Gefühl, richtig in der Reise angekommen zu sein. Mag auch am Bier gelegen haben.

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Aus dem Zug von Warschau nach Minsk (21.00 bis 08.00 Uhr)

Donnerstag, 23. September

Stefan kommt in Berlin an, und wir frühstücken erstmal ordentlich. Den letzten guten Kaffee für die kommenden 4 Wochen gemacht, Sachen gepackt, und ab zum Ostbahnhof. Sechs Stunden fahren wir mit dem Berlin-Warschau-Express, abends sind wir angekommen. Eine Station mit der Metro gefahren, einen Kebab-Salat gegessen und die Promenade entlangspaziert, und schon geht’s wieder zurück zum Bahnhof. Es bleibt keine Zeit, Warschau kennenzulernen.

Am Gleis wartet ein alter russischer Zug auf uns. Damals, als ich von Berlin nach Kiew fuhr, war ich schon beeindruckt, aber dieser ist weißrussischen Typs und dementsprechend eingerichtet – Gardinen und Samowar auf dem Gang, Blumentöpfe an den Fenstern und russische Folklore aus dem Lautsprecher. Wir reisen im 4-Mann-Abteil. Unsere Zimmergenossen schweigen viel und gehen früh schlafen. Einer schmuggelt offenbar eine Nähmaschine. Stefan hat das genauer mitbekommen und schreibt dazu selbst was.

Leider gibt es keinen Speisewagen, und so essen wir Instantnudeln mit Geschmacksverstärker. Gottseidank sind die Betten 2 Meter lang, sodass ich mich ausstrecken kann. Die Wände sind aus 70er-Jahre-Holzimitat, so wie der ganze Zug auch schon einige Jahrzehnte alt ist. Der Vollmond scheint kerzengerade ins Abteil, während unter uns das Fahrwerk ächzt und rumort. Noch haben wir gutes polnisches Gleismaterial unter den Füßen.

Stefan liegt eins weiter oben. Auf der Fahrt nach Warschau hat er sich der Reisekassenverwaltung angenommen. Ich habe keine Lust, mich ums Geld zu kümmern, Stefan umso mehr, und nun haben wir eine dreiseitige Excel-Tabelle, die verschiedene Valuta und Buchungskonten unterstützt. Mir ist das zuviel Technik, ich gucke lieber wieder aus dem Fenster in die Vollmondlandschaft :)

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Neues

Soljanka, Oliven und Bier im Speisewagen nach Moskau

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Warschau erledigt

Im Zug nach Minsk
DAS sind also russische Züge – ich hatte ja keine Ahnung

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Kleiner Ausblick

Ich stieß vor ein paar Wochen auf dieses Bild, leider weiß ich nicht, wo das ist. Ich hoffe, dass wir mehr Glück haben werden :)

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Glaubt man das?

Den Zug aus Zürich respektive Basel nach Berlin kenne ich recht gut, eineinhalb Jahre Fernbeziehung Zürich-Greifswald verfehlten diesbezüglich nicht ihre Wirkung. Man kennt die Schaffner, weiß dass der Wagen 276 derjenige mit Fahrradabteil und damit etwas geräumiger ist, und auch die einzelnen Abteile waren mir schon recht vertraut. Aber die Mitreisenden blieben mir auf dieser Relation meist fremd. Das ist teils dem Fakt geschuldet, dass viele Reisende erst später in den Zug kommen und auch früher als Berlin wieder aussteigen. Ganz anders gestern: Ab Basel waren wir fast vollzählig und schnell fingen wir an zu erzählen. Wie nicht zu übersehen war, hatten außer mir zwei Mitreisende ein Bändchen von der letzten Fusion – wir sind überall ;-) Und man glaubt es kaum, die Eltern des einen Mitreisenden waren selbst in Nordkorea! Es stellte sich heraus, dass das kein gewöhnlicher touristischer Besuch gewesen ist, sondern die beiden sich stundenweise frei in Pjöngjang bewegen konnten. Dies ist ungewöhnlich, laut der Erzählung waren die beiden im Umfeld des deutschen Konsulats unterwegs, da geht soetwas offensichtlich schon einmal. Ein wichtiges Ereignis aller Pjöngjang-Touristen ist der Besuch der Metro, das planen auch wir. Genauso wichtig ist es aber auch für alle Touristen, rechtzeitig wieder auszusteigen. Darauf achten die nordkoreanischen Reiseführer. Es kursieren verschwörerische Gerüchte, wonach die Metro nur eben diese drei Stationen umfasst. Dies kann ich nun basierend auf der Erzählung meines Mitfahrers dementieren: Ja, die Metro führt weiter. Sie sei dann zwar nicht mehr so schön und prunkvoll, so mein Mitfahrer, aber sie fährt. Es ist eben doch besser, nicht alles zu glauben was so gesagt wird. Mal sehen, wie tief unsere Einblicke nach unserem Besuch reichen werden!

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Das große Packen

Nun ist es soweit, die erste Teilstrecke ist absolviert! Bin soeben aus dem Nachtzug gestiegen und schaue vergnüglich zu, wie Roman seine Klamotten versucht im Rucksack zu verstauen. Was braucht man so, wenn man drei Wochen mit dem Zug unterwegs ist? Sehr gute Frage. Neben Klamotten haben wir ein kleines Netbook mit dabei, eben um hier etwas die Reise zu beschreiben. Roman packt gerade ein Grubenlampe mit ein. Ob wir die brauchen? Wahrscheinlich bin ich es dann am Ende aber doch, der mehr sinnloses Zeug mitnimmt. Z.B. die Hausschuhe ala kleiner Muck – aus meiner Sicht ein absolutes Muss für die Transsib :-)


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Letzte Vorbereitungen

Stefan liegt schon im Nachtzug von Basel nach Berlin. Der Arme, so lange im Zug, da wird man ja ganz wuschig.

Hübsch ruhig ist es jetzt zu Hause. Morgen früh um 8 Uhr klingelt Stefan bei mir, dann gibt’s Kaffee und Frühstück, wir haben ja bis mittags Zeit.

Ich habe alle Sachen beisammen, es sieht sehr übersichtlich aus – ich habe soviel eingepackt, als würde es gerade mal für eine Woche nach Prag gehen. Aber mir fällt nichts ein, was ich ernsthaft gebrauchen könnte, außer Klamotten und Decke, Bahntickets und drei Bücher, Kamera und iPhone,  ein bisschen Pflegezeug und Medikamente, Plastiktüten und Klopapier – was braucht man noch auf 188 Stunden Zugfahrt? Keine Ahnung.

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Hallo

Ab 23. September bloggen wir hier über unsere Reise.

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